AUTOMATISCHE REAKTIONEN STOPPEN – Veränderung durch den eigenen Körper bewusst herbeiführen
Veränderung oder etwas Neues kann oft erst dann entstehen, wenn wir lernen wahrzunehmen, was wir bisher tun. Im Grunde fehlt uns dafür aber oft die Aufmerksamkeit. Die Logik ist also diese: erst lerne ich komplett aufmerksam zu sein auf das was ich mache – und dann lerne ich dieses Verhalten zu stoppen.
Das Aufmerksamkeitstraining bzw. die Lernprozessen, die ich hier anbiete, stellt also immer die folgenden Fragen:
1. Gibt es etwas Wiederkehrendes, Störendes in meinem Leben, dass ich verändern will? Wie kann ich es beschreiben?
2. Wie kreiere ich dieses Störende KÖRPERLICH?
3. Wie stoppe ich es?
Nehmen wir das Thema “Grübeln” oder „Sorgen machen“, um diese Punkte zu verdeutlichen.
zu 1. Gibt es etwas Wiederkehrendes, Störendes in meinem Leben, dass ich verändern will? Wie kann ich es beschreiben?
Grübeln oder sich Sorgen machen muss nicht immer ungesund sein, wenn es uns z.B. dorthin bringt etwas wirklich zu verändern oder zu durchdenken. Worüber ich hier jedoch spreche ist etwas „Chronisches“, sich Wiederholendes, eben ein richtiges Verhaltensmuster – klassische Beispiele sind: Alltagssorgen, Unsicherheit, Versuche die “eine Lösung” um glücklich zu sein zu finden, Weltschmerz, Selbsthass, Schuldgefühle, Minderwertigkeit und so weiter. Es muss klar sein, dass es sich dabei im Grunde um eine sich immer wiederholende, routinierte Art handelt, sich mit einem Problem, einer Situation bzw. dem eigenen Leben und Selbst zu befassen. Dieser “fixierte Art zu sein” wird in den einzelnen Sitzungen auf mentaler, emotionaler und körperlicher Ebene immer wieder so genau wie möglich beschrieben.
zu 2. Wie kreiere ich dieses Störende KÖRPERLICH?
Nur um das vorher klar zu machen: am Anfang eines Lernprozesse kann es sehr gut sein, dass die Person die folgenden Dinge zunächst nicht wirklich wahrnehmen kann. Es kann viele unterschiedliche Schritte bedeuten diese Aufmerksamkeit zu entwickeln:
“Immer wenn ich grübele und mir Sorgen mache, dann ist mein Kopf irgendwie fest und dumpf, ich atme flach, halte den Kiefer und den Bauch, ziehe meine Arme etwas ein und denke dies und das….”
Wenn ich also grübele, mache auf einer körperlichen Ebene eine spezielle Form der Anstrengung. Man könnte auch sagen, ich investiere meine Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Weise. Über einen längeren Zeitraum kann dieses Verhalten auch dazu führen, dass mein Kiefer und mein Nacken schmerzen. (Manchmal kommen Menschen zu mir mit dieser Art Schmerzen und dann stellt sich eventuell irgendwann heraus, dass sie sich viele Sorgen machen und Grübeln. Ein Lernprozess kann also aus verschiedenen Winkeln angegangen werden.) Es geht also in jeder Sitzung darum, die langsam gewonnene Aufmerksamkeit zu nutzen für eine konkrete, körperliche Beschreibung von „Grübeln“ oder „Sorgen-Machen“. Ist man dort angelangt, hat schon diese einfache, körperliche Beschreibung einen ersten klärenden Effekt und wir können uns plötzlich entscheiden, dass wir das so nicht wollen. Bis dahin ist uns gewissermaßen der Blick versperrt oder uns fehlt gewissermaßen die Gesamtsicht. Denn während wir oft mit den Inhalt unserer Gedanken und Themen beschäftigt sind, verpassen wir wahrzunehmen, was in unserem Körper vorgeht. Und oft werden wir gerade dadurch unfähig unser Leben und seine Herausforderungen zu meistern und die Veränderung, die wir uns wünschen tatsächlich herbeizuführen. Einfach, weil wir alles nur versuchen im Kopf zu machen und unser Körper auf gewisse Weise einfach nicht mitzieht. Oder man könnte es auch umgekehrt sagen. Der Körper ist auf eine bestimmte Weise beschäftigt, die wir nicht bemerken und beides blockiert sich.
Klingt wie eine Falle? Ist es auch. Und dies führt uns zur nächsten Frage…
zu 3.Wie stoppe ich es?
Ich stoppe das Verhalten auf einer körperlichen Ebene. Ich lasse in gewissem Sinne los. Meinen Kopf, meinen Bauch, meine Arme, meine Beine und ich atme dabei. Und während ich loslasse, mein Verhalten stoppe, lerne ich etwas Neues: nämlich alle neuen, körperlichen Empfindungen, die dabei entstehen im Körper so „dasein“ zu lassen. Und ab hier wird es dann schwierig etwas Verallgemeinerbares zu formulieren. Man kann es vielleicht so sagen, dass sich ein verfestigtiger Zustand des Selbst oder einer „Art zu Sein“ in Bewegung kommt. Im günstigsten Fall lernt der Klient in diesem Moment verschiedene Dinge gleichzeitig. Beispielsweise, dass Grübeln auf einer körperlichen Ebene eine Anstrengung im Kopf, im Bauch etc. ist und die er loslassen kann und sich schon dadurch meine Perspektive darauf verändert. Vielleicht merkt man, dass man einfach keine Ahnung hat – und dass das vielleicht gar kein Problem ist – sondern vielleicht nur schmerzhaft ist oder Angst macht. Beides Erfahrungen, die wir im Grunde gelernt haben als falsch wahrzunehmen. Oder in einer anderen Sitzung lernt er vielleicht, dass das Grübeln immer kommt, wenn er alleine ist und, dass vielleicht für einen Moment tatsächlich nichts passiert, nichts zu tun ist. Woran wir nicht wirklich gewohnt sind. Oder dass man tatsächlich nciht die geringste Ahnung hat, was als nächstes kommt. Was eine Realität sein kann. Oder nach all den Jahren des Grübelns und Sorgen-Machens wird plötzlich klar, dass etwas WIRKLICH unsere Aufmerksamkeit braucht und wir uns produktive Gedanken machen müssen wie wir das angehen. Mit klarem Kopf. Mit mehr Mut. Mehr konkretem Wissen. In einer anderen Sitzung könnte klar werden, dass wir (und vielleicht auch im Rückblick unsere gesamte Familie) nie Genuss gelernt haben. Oder wirklich Angst zu spüren. Oder tiefen Schmerz. Oder sich wirklich lebendig zu fühlen. Oder oder oder. Dies kann an dieser Stelle nur eine lose Zusammenstellung dessen sein, was ich bereits in Sitzungen mit meinen Klienten erfahren habe und es ist absolut unmöglich eine „wissenschaftliche Prognose“ abzugeben, was in einem solchen Lernprozess zu erwarten ist. Aber Eines wird es sein: neu.
Zusammenfassung: Ziel ist es, dass der Klient lernt immer klarer wahrzunehmen, wie sich bestimmte mentale und körperliche Zustände gemeinsam manifestieren und die darin investierte fixierte Art der Anstrengung bewusst zu beenden und auf diese Weise unnötiges, sich wiederholendes Leiden zu beenden. Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Von nun an kann der Klient die körperliche Anstrengung des Grübelns in seinem Alltag immer wieder wahrnehmen und stoppen.
Persönliche Notiz: Bitte beachten Sie, dass hier im Computer und innerhalb der Sprache sich quasi „ein Kopf mit dem anderen unterhält“ – und so sehr es unsere auf intellektuelle Durchdringbarkeit geschulten Geister es sich auch wünschen – das Leben ist eben eine Erfahrung und nicht nur eine Idee. Daher lade ich gerne zu einer Sitzung. Für Fragen bin ich jederzeit erreichbar.
Beste Grüße